Ich habe im letzten Jahr mit Paris aufgehört und fange auch gleich in diesem Artikel wieder mit Paris an. In der Zwischenzeit ist einiges passiert. Das Reisen ist einfacher geworden, was viel mehr Menschen als im vergangenen Jahr veranlasst, aufgeschobene Reisen nachzuholen. Corona ist natürlich immer noch ein Thema, das allerdings von den meisten Reisenden ignoriert wird. Die Maskenpflicht ist in vielen Reiseländern keine Pflicht mehr. In Frankreich gilt sie, wie in Deutschland, nur für den öffentlichen Transport, d.h. auch für Fernzüge. In Restaurants und Geschäften sind Masken nicht mehr verpflichtend.
Ursprünglich war geplant, nach Silvester einige Tage in Paris zu verbringen, aber wegen der damals noch geltenden Einschränkungen, haben wir die Reise auf Ende März bis Anfang April verschoben. Diesmal haben wir uns mit dem Thalys nach Paris fahren lassen. Dazu mussten wir zuerst nach Köln, weil die Strecke ab Düsseldorf gesperrt war. Es ist eine entspannte Anreisen, wenn man den Zug wählt. In dreieinviertel Stunden kann man am Gare du Nord aussteigen und hat keinen Stress mit dem Pariser Straßenverkehr. Dazu noch der Tipp: bitte die erste Klasse buchen! Sie ist nicht viel teurer als die zweite Klasse, aber sehr viel komfortabler. Eine Taxifahrt zum Hotel kann ich auch empfehlen. Taxifahrten sind in Paris relativ günstig. Natürlich geht auch die Metro, aber dann muss man sich darauf einstellen viele Treppen auf und ab den Koffer zu schleppen, denn Rolltreppen sind eher selten vorhanden.

Die Neuerung dieser Reise war die Wahl des Hotels. Wir haben eines am Montparnasse gewählt und es sofort bereut. Das Hotel ist mit uns gealtert und in der Zwischenzeit, als ich es in den 1990er Jahren zuletzt gebucht hatte, nicht mehr aufgepeppt worden. Die Gegend ist natürlich super, mittendrin statt nur dabei, Metro gleich um die Ecke und total viele Restaurants, die „Rang und Namen“ haben. Vom Fenster aus kann man auf das ‚La Coupole‘ schauen, eine Pariser Institution mit langer Geschichte. Auch ist der ‚Jardin du Luxembourg‘ nur eine Straße weiter. Trotzdem würde ich das nächste Mal wieder das 20. Arrondissement wählen. Das ‚Mama Shelter‘ Hotel ist für Pariser Verhältnisse, vom Preis-Leistungsangebot her nicht zu toppen.
Es war ein lauer Märztag, als wir uns noch am gleichen Tag aufmachten, um unsere Freunde, mit denen wir auch im letzten Parisurlaub einige Zeit verbracht haben, erneut zu treffen. Unser erster Weg führte uns daher ins Marais Viertel. Wir waren lange nicht mehr dort und ich hatte fast vergessen, wie schön das Marais ist. Es war einst das erste jüdische Viertel von Paris und ist auch heute noch das jüdische Zentrum. In dem Gewirr der alten Gassen mit der Rue des Rosiers als Hauptstraße, tummeln sich neben Einheimischen auch viele Touristen, welche die Vielzahl von Geschäften und koscheren Restaurants bestaunen. Die Falafelläden dort sind legendär und man sieht immer sehr lange Schlangen davor mit Menschen, die geduldig warten, bis sie an der Reihe sind. Das Warten lohnt sich, denn was man dann bekommt, ist wirklich köstlich. Der Anbieter ‚L’As du Fallafel‘ ist schon eine Berühmtheit, obwohl ich jetzt gelesen habe, dass das danebenliegende ‚Chez Hannah‘ noch besser sein soll. Unsere Freunde haben wir im ‚Le loir dans le Théière‘ getroffen, einem Teesalon auf der Rue des Rosiers, mit köstlichen Torten und unzähligen Sorten Tee.
Da wir uns viel zu erzählen hatten und die Zeit dabei wie im Flug vergangen ist, mussten wir uns noch beeilen, um wenigstens einige Sehenswürdigkeiten des Marais‘ zu besuchen. Sehr bekannt, viel besucht und auf jeden Fall eine Besichtigung wert, ist die ‚Place des Vosges‘ (spricht sich mit einem ganz weichen sch in der Mitte). Ein Platz in vollkommener Harmonie mit den darum angeordneten einheitlichen Häusern. Wobei „Häuser“ die Untertreibung des Jahrhunderts ist. Es sind alte Stadtpaläste, in denen man nicht einfach wohnt, sondern residiert. Sehr schön sind die Arkaden dieser Häuser, die mit Kunstgalerien, Restaurants und feinen Geschäften gesäumt sind. Hier befindet sich auch die ‚Maison de Victor Hugo‘, die besichtigt werden kann (Häuser und Plätze sind im Französischen weiblich) und das bezaubernde Hotel ‚Le Pavillon de la Reine‘, leider weit außerhalb unserer Preis-Möglichkeiten. Der Place des Vosges ist sehr groß und man sollte einiges an Zeit einplanen, damit man man auch einen Blick in die Arkaden werfen und eine Weile auf den zahlreichen, alten Bänken dieses Platzes verweilen kann.



Da es schon recht weit fortgeschritten am Nachmittag war, haben wir nur noch das ‚Village Saint Paul‘ anschauen können. Dort waren wir nicht zum ersten Mal und erneut echt beeindruckt, was dort entstanden ist. Wie der Name schon verrät ist es ein Dorf in der Stadt mit kleinen Gassen, stillen Plätzen (auf jeden Fall um diese Zeit) und einem Gewirr von Höfen. Eigentlich sollte man nur geradeaus gehen. Aber wir haben uns total darin verloren und sind von einem Hof in den anderen geraten, völlig ohne System. Da es mehrere Zugänge zum Dorf gibt findet man auch den Weg wieder heraus, aber so übersichtlich, wie unsere Beschreibung versprach, war es keinesfalls. Die Geschäfte hatten schon geschlossen, auch das traumhafte ‚Musée de la Curiosité et de la Magie‘ ein Zaubereimuseum. Es ist beeindruckend, was aus den alten, zum Teil verfallenen Häusern geworden ist. In irgendeinem Hof, sie sind alle zur besseren Orientierung farblich unterschiedlich markiert, hängen große Schautafeln, die die Entstehungsgeschichte des Village zeigen. Am Anfang unseres Rundgangs haben wir auch die Kirche St-Paul-St-Louis besucht, deren rote Eingangstüre eine gewisse Sogwirkung auf uns hatte.

Im Village war es still, wir waren die einzigen Besucher um diese Zeit. Das soll aber nicht heißen, dass dies eines der letzten Oasen von Paris ist. Tagsüber ist es hier, wie überall im Marais, sehr touristisch und voll. Wem nicht unbedingt nach shoppen ist, sollte auf jeden Fall den frühen Abend für einen Besuch wählen, wenn die meisten Besucher schon beim Apéro sitzen und sich die Straßen leeren.


Ist man schon einmal hier, kann man auch noch einen Abstecher in die Rue Beautreillis wagen. Dort im 3. Stock der Hausnummer 17 wurde Jim Morrison 1971 tot in einer Badewanne aufgefunden. Begraben wurde er auf dem Friedhof Père Lachaise, ein Friedhof, der eigentlich ein MUSS für jeden Parisbesucher ist…ich schweife ab…
Abends dann wieder essen, schließlich waren wir ja in Paris. Allerdings möchte ich den Restaurants später noch einen eigenen Artikel widmen.